Kataloge

Die Künstlerhaus-Kataloge waren anfangs kleinformatige, dünne, nichtillustrierte Heftchen. Der erste bebilderte Katalog erschien 1882. Die größte Schwierigkeit bei den Illustrationen lag nicht nur in der damals noch mangelhaften Vervielfältigungstechnik, sondern vor allem im Zeitmangel vor den Ausstellungseröffnungen. Nicht alle Einsendungen wurden ausgestellt; nicht selten amtierte die Ausstellungsjury erst während der Hängung und der Ausstellungseinrichtung. Die Druckkosten spielten damals noch eine untergeordnete Rolle. Der Katalogabsatz war in diesen Jahren recht hoch. So verkaufte man während der Jubiläumsausstellung 1888 sogar 4583 illustrierte Kataloge zum Preis von 1,50 fl. und 24 350(!) Exemplare ohne Abbildungen zum Preis von 0,50 fl.

Die Katalog-Restauflagen verteilte(!) man nach dem Beschluss des Leitenden Ausschusses vom 27. September 1887 an öffentliche Bibliotheken Wiens und verkaufte sie an Private verbilligt. Mehrere solche “Entrümpelungsaktionen” folgten in den nächsten Dezennien. Trotzdem wurde darauf geachtet, im Haus stets etwa 50 Exemplare für spätere Zeiten zu behalten. Heute werden die Reste zur Gänze an dafür spezialisierte Buchhandlungen verkauft und – wenn überhaupt – nur eines oder nur ganz wenige Exemplare im Archiv behalten.

Die Ausstellungskataloge der Aquarellistenvereinigung der Genossenschaft waren ab ihrer Gründung 1885 stets illustriert und die der ganzen Genossenschaft regelmäßig erst ab der Jahrhundertwende. Die meisten Kataloge hatten eine schlichte graphische Ausstattung. Sie waren ja Gebrauchs-Nachschlagewerke und wurden absichtlich nicht als bibliophile, literarische oder kunstgewerbliche Produkte konzipiert. Sie sollten durch ihren niedrigen Preis auch für das einfache Publikum erreichbar bleiben und – besonders wichtig – sie mussten “in die Herrenrocktasche passen”. 1911, als ein Katalog etwas breiter geriet, gab es diesbezüglich heftige Proteste. Das Idealformat war bis zu 17 x 11,5 cm; nur die Aquarellisten erlaubten sich hier künstlerisch motivierte Ausnahmen. Etwa sechs Kataloge wurden stets in Leinen gebunden und ein Exemplar für den Kaiser besonders prunkvoll gestaltet.

Die Druck- und Klischeekosten trug die Genossenschaft. Jedes Mitglied bekam ein Katalog gratis. Manche Klischees wurden auf Verlangen den Ausstellern übergeben, die meisten blieben jedoch im Künstlerhaus. Im November 1915 wurden sie der Metallsammlung zugeführt, ähnliches geschah wahrscheinlich auch im Zweiten Weltkrieg. Die letzten Klischees aus den fünfziger bis siebziger Jahren vor der Einführung des Filmsatzes wurden 1988 an einen privaten Kunstsammler verkauft.

Die schlechte finanzielle Lage der Gesellschaft 1931 führte zum Vorschlag Leopold Hauers, in Katalogen künftig nur ganz kleine, informative Abbildungen zu bringen, dafür aber etwa vier pro Seite. Dazu müsste man auch keinen teureren Berufsfotografen beschäftigen, sondern man könnte die Werke im Haus während der Hängung durch eigene Kräfte selbst aufnehmen lassen. Diese Idee ging den meisten Ausschussmitgliedern jedoch zu weit. Auf einen professionellen Fotografen wollte man doch nicht verzichten. Dafür wurde am 15. Oktober 1931 beschlossen, dass künftig alle Abbildungen von den betreffenden Künstlern selbst zu bezahlen seien. Im Februar 1938 wollten Igo Pötsch und Georg Pevetz im Künstlerhaus eine Lichtbildstelle schaffen, doch kam es nicht dazu.

Ab 1927 wurden die Gratiskataloge nicht mehr allen Mitgliedern, sondern nur noch Funktionären und Führern zur Verfügung gestellt. Ab Juni 1931 bekamen die Führer nur noch nicht illustrierte Druckerei-Bürstenabzüge. Die ordentlichen Mitglieder und sogar die darin erwähnten Aussteller mussten für die Kataloge den Selbstkostenpreis bezahlen.

Im Jänner 1943 wurde diese Praxis bestätigt. Gratiskataloge bekamen aber noch Ehrenmitglieder und die außerhalb Wiens lebenden korrespondierenden Mitglieder.

Nach Kriegsende mussten alle Mitglieder die Kataloge zum vollen Preis kaufen. Nach einem Ausschussbeschluss vom 10. Mai 1950 konnten je nach Bedarf die Aussteller auch noch für einen Druckkostenzuschuss zur Kasse gebeten werden.

1980 gab es die interessante Idee, die Kataloge, die inzwischen umfangreicher und schwerer geworden waren, künftig stets gemeinsam mit dem Verlag Jugend & Volk herauszugeben. Von Vorteil wäre die Vertriebsorganisation des Verlags durch den allgemeinen Buchhandel und die dadurch indirekt erzielte Werbung für das Künstlerhaus. Doch wurde aus der Idee nichts.1

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