Künstlermonographien

Über die Herausgabe von Monographien einzelner Künstler wurde im Künstlerhaus des Öfteren diskutiert. Der erste durfte Josef Marastoni gewesen sein, der 1888 diese Idee vortrug. Anschließend gab es einzelne Biographien anlässlich mancher Kollektionen und Gedächtnisausstellungen in den Katalogen; besondere Einzelblätter gab es jedoch erst ab 1942 zu den “Wechselnden Ausstellungen des Künstlerhauses”.

1953-1954 exponierte sich Günther Baszel für die Herausgabe von Künstlermonographien durch das Künstlerhaus. Nach seinen Vorschlägen sollte es sich um Broschüren von etwa sechs Seiten Text und 23 Abbildungen von Werken sowie einem Porträtfoto handeln. Als mögliche Auflage schlug er 1000 Stück vor. Die Ausstellungskommission stellte eine Liste von Persönlichkeiten zusammen, mit denen man die Edition beginnen könnte. Ungelöst blieb die Finanzierung: jedes Mitglied sollte die Druckkosten jeder Monographie von etwa 5000 Schilling(!) selbst vorfinanzieren. Das war viel, in der damaligen wirtschaftlich doch noch schwachen Zeit auch für Besserverdienende untragbar. So wurde aus dem Projekt nichts.1

Neu erweckt wurde die Idee der Monographien im Künstlerhaus durch die 1957 gegründete niederländische Reihe “Openbaar Kunstbezit”. Das waren lose A4 Blätter, mit jeweils einer Farbillustration, die man in Ordnern sammeln konnte. 1960 wurden diese Biographien als “Kunstwerke der Welt” im Verlag Lambert Müller & Co., München, als eine Art deutschsprachigen Gegenstücks fortgesetzt. Am 27. Oktober 1959 schrieb Präsident Rudolf Heinz Keppel an das Bundesministerium für Unterricht über das Projekt, im Künstlerhaus selbst nach diesem Muster eigene, den österreichischen Künstlern gewidmete Monographien publizieren zu wollen. Keppel ging es vor allem um die Imagewerbung für einzelne Künstler, vor allem der weniger bekannten, die durch solche Publikation auf sich aufmerksam machen könnten. Das Ministerium stand diesem Plan jedoch negativ gegenüber und es bewilligte auch keinen Druckkostenzuschuss.

Erst im Dezember 1962 kam man diesbezüglich mit dem Unterrichtsministerium wieder ins Gespräch, diesmal ging die Initiative sogar vom Ministerium selbst aus. Ministerialrat Dr. Alfred Weikert meinte während einer Besprechung, das Künstlerhaus möge mit der Herausgabe der Künstlermonographien doch selbst beginnen, das Ministerium wäre bereit, etwa die Hälfte der Druckkosten zu übernehmen. Aus den größenmäßig angepassten Klischees könnten gleichzeitig auch Ansichtskarten hergestellt werden, was die Werbewirkung der Blätter verstärken würde. Doch diesmal gab es nach dem Abgang Rudolf Schmidts im Künstlerhaus keine geeignete, aktive Persönlichkeit, die sich der Sache angenommen hätte. Man bildete zwar Mitte Februar 1963 noch ein sogenanntes Publikationskomitee, das sich mit der Herausgabe beschäftigen sollte, doch es entwickelte außer einigen fruchtlosen Sitzungen keine nennenswerte Tätigkeit. Im Juli 1963 sprach Ministerialrat Dr. Weikert von sich aus sogar von einer möglichen Herausgabe eines neuen Geschichtsbandes über das Künstlerhaus. Sein Entgegenkommen wurde jedoch nicht aufgegriffen, eine große Chance vertan.2

Dreizehn Jahre später, im Frühjahr 1976, begann man im Künstlerhaus von einer möglichen Monographienreihe wieder zu sprechen. Initiator war diesmal die Ausstellungskommission, die nach einem Betätigungsfeld suchte. Sie schlug die Herausgabe von Heften im Format von A4 vor, die SW illustriert werden und in einem vierteljährlichen Rhythmus erscheinen sollten. Die Idee war jedoch nicht weiter durchdacht und sie scheiterte an der ungelösten Finanzierungsfrage.

Eine Monographie erschien damals aber doch: die von Boris Mardesic, die mehr als ein Katalog war, sogar ein ordentliches Buch mit Farbabbildungen und Hartbindung. Gedruckt werden konnte sie nur, da der Künstler die gesamten Herstellungskosten übernahm; die Gesellschaft gab dazu nur das Impressum (30 x 23 cm, 112 Seiten, Druckerei Luigi Maestri in Milano).3

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